Shabat in Haifa.
Gestern Abend war ich mit Harel bei seinen Eltern zum shabatdinner eingeladen. Schöne Tradition, man soll da nicht alleine sein. Also bin ich, wie schon des öfteren, plötzlich mitten in einer Familie. Der Vater spricht den Kiddush, er und Mama stehen, der Sohn bleibt, so wie ich auch, sitzen und murmelt was von "don't like the religion ..." vor sich hin.
Es ist wie es ist, die Eltern nehmen es easy.
Shabat in Haifa ist easy.
1. großer Unterschied zu Jerusalem:
Es fahren die Busse.
Da mein Vermieter bei seiner Freundin ist bis morgen, bin ich mit dem Hund allein. Das hat was. Ich will mit ihm an den Strand, so wie gestern.
Easy Shabat in Haifa- es fahren die Busse....Aber nicht jeder Busfahrer akzeptiert den Hund. Wir zwei schauen ganz schön dumm aus der Wäsche, als der Busfahrer den Kopf schüttelt und uns die Tür vor der Nase zuknallt. Da nützt auch kein süßer Hundeblick. Also bleibt der Hund nach seiner Runde zu Hause. Ich muss an den Strand, brauche Wellen um mich, Wasser, Wind.
Heute morgen war ich in der Synagoge. Ganz früh, man wartet noch, es sind noch nicht die erforderlichen 10. Eine alte Lady ist da , erkennt mich von meiner Gymnastikgruppe, gibt mir verschiedene Bücher- ich sitze vor einem hebräisch- russischen Seder- kann alles lesen, verstehe nichts. Da liegt auch eine englisch- hebräische Ausgabe, das macht mehr Sinn. Ich blättere, suche, die alte Dame zeigt mir, wo wir sind.... Als Frau muss ich mich mit dem Spickeln von oben durch milchig-blickdichte Vorhänge begnügen, um etwas von der Thorarolle zu erhaschen. Ich werde mich nie dran gewöhnen. .
Ich will schreiben, möchte nicht vor ihren Augen mein Buch aus der Tasche holen. Also gehe ich seitlich weiter nach vorn. Ein von der Wand herabhängender Ventilator blättert die Seiten in meinem Buch. Wie in meinem Stück- diese Szene gibt es schon.
Ein Junge kommt unten hinzu.
Gerade hat der Ventilator eine neue Seite in meinem Buch aufgeschlagen, ich lese den Segen, den ich auch von unseren Gottesdiensten kenne. Zu sprechen hier über die Kinder beim Heimkommen:
The Lord bless thee, and keep thee: The Lord make his face to shine upon thee, and be gracious unto thee: the Lord turn his face unto thee, and give thee peace.
Jetzt wird die Thora aus ihrem Kleid herausgeholt, singend begrüßt.
Ich erlaube mir eine kurze Tonaufnahme der Gesänge, - der Himmel fällt nicht auf mich, auch nicht beim Schreiben... Warum auch. Ich bin euch nah.
Die Thora wird zugedeckt, ein neuer Leser macht sich bereit, sie wird wieder aufgedeckt. Die rechte Rolle ist viel dicker, die linke ganz dünn. Also ist ein Zyklus beinahe ganz durch. Rosh ha shana nähert sich? Hängt das zusammen?
Wir Frauen hier oben sind von dem Vorgängen unten irgendwie ausgeschlossen.
Angeblich ist das ja so, damit die Männer beim Gebet zu Gott nicht durch uns Schönheiten abgelenkt werden. Ich glaube jedoch, das ist eine Ausrede, die ich so stehen lasse. Es ist nicht an mir, das zu beurteilen.
Man singt und spricht unten oft das Wort für Gott: Elohim.
ELOHIM... das ist ein Plural- die Götter...
Die Wellen rauschen... Am Strand jüdische und arabische Familien. Die Bademode bei den arabischen Frauen reicht von Burkini bis Bikini. Eben wird ein arabisches Paar von der Security kontrolliert. Sie müssen sich ausweisen. Ihre Blicke verraten, wie sie das finden.
Aber sonst ist alles easy an Shabat in Haifa...