Es ist Zeit, Jerusalem zu verlassen.
Trage ich meinen Rucksack auch nur 20 Minuten, drückt er mich in den heißen Asphalt. Aber alles läuft irgendwie wie am Schnürchen. An der Central Bus Station in Jerusalem, im Meschengewimmel, ergatter ich mein Ticket und nun sitze ich müde aber tief entspannt im Bus nach Haifa. Das weiß grau braune Land zieht an mir vorbei. Die müde gelaufenen Füsse liegen oben, ich habe zwei Plätze für mich.
Nun ist es wie in meinem Buch: ich bin ein Punkt im weiten Universum, bin verschwunden, abgetaucht und ganz für mich..
Wir nähern uns auf der A6 Haifa. Der Karmelberg wird südlich umfahren.
Der Busfahrer rast. ich vertraue ihm einfach.
Endlich sehe ich links das Meer. Weiße Schaumkämme glänzen in der Sonne.
Im Radio Schnulzen aus meiner Kindheit.
Dann komme ich an in Merkazit Hamifrats, Der Name dieser Bushaltestelle ist mir schon mehrfach begegnet und immer muss ich über diesen lustigen Namen lachen. Endstation.
Zum Greifen nah ist das Meer und triggert meinen Automatismus an- immer muss ich zuerst ans Meer. Das war schon als Kind so- an der Ostsee- danach mit meiner eigenen Familie- Zelt in den Sand werfen und runter an den Strand. Ich wollte doch auch hier tatsächlich in der Mittagsglut mit meinem Haus auf dem Rücken ans Meer. 20 Schritte außerhalb der Busstation- mehr war nicht drin. Schnell wieder zurück und da stand auch schon der passende Bus. Er schlängelt sich in schönen Windungen den Berg hinan und bringt mich direkt zu meiner Unterkunft. Meinem Zuhause für 2 Monate.
Ich bewohne ein großes Zimmer, Platz ist genug, kein Schrank, nichts zum Aufhängen, aber drei Sofas und eine Schlafcouch. Gekühlt werde ich von einem Ventilator älteren Baujahrs, der hoffentlich durchhält.
Es gefällt mir sehr hier, und mein Vermieter, Harel, ist cool.
Mit ihm zusammen lebt Sher, eine kleine braune Mischlingshündin, die leider recht oft alleine zu Hause bleiben muss.
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